2022 – Mit Pauken und Mandolinen

So kontrastreich wie die Titelzeile es vermuten lässt, so gegensätzlich gestaltete das Mandolinen-Orchester Hüls 1922 e.V. sein erstes Konzert zu seinem besonderen Jubiläum im Frühjahr in der Kreuzkirche in Hüls. Vor 100 Jahren als musizierender Wanderklub gegründet, ist es zu einem bekannten Orchester herangewachsen. Das Programm stellte zwei Instrumentengruppen in den Mittelpunkt, die sich in Japan schon viele Jahre großer Beliebtheit erfreuen: Kräftige Pauken und fein klingende Mandolinen. Die Kompositionen entstammten bis auf eine Ausnahme dem Schaffen japanischer Musiker. Zu Beginn trug das Orchester zwei Werke vor, die japanische Landschaften mit der Mandoline romantisieren, ein Morgenlied für Liebende erklingen lassen, Trommeln nachahmen und mit einem lyrischen Wiegenlied ausklingen. Das neue Jugendensemble unter Leitung von Marlene Mendler präsentierte sich mit zwei wohlklingenden Vorträgen und lässt weitere ansprechende Auftritte erwarten. Im Mittelteil des Konzertes sorgte die Gruppe Amaterasu-Taiko für einen wahren Paukenschlag. Mit großer Energie trug eine 13-köpfige kostümierte Spielgruppe (Leitung Sayuri Ito) ein abwechslungsreiches Programm auf japanischen Pauken und Trommeln verschiedener Größe vor. Die ausgesprochen rhythmischen Darbietungen sprühten nur so vor Kraft, Lebens- und Spielfreude. Sie sollen auch Dankbarkeit für gute Ernten ausdrücken und werden in Japan bei Festen zum Teil ohne Unterbrechung gespielt. Teils kam dabei auch eine japanische Flöte zum Einsatz oder wiederholte Rufe „Yoi Sa“ wurden eingestreut, um damit Freude und Dank nach einer guten Ernte auszudrücken. Die Zuhörer nahmen auch nach kurzer Einübung einer Melodie am Geschehen teil. Die Taiko-Gruppe wurde mit Begeisterung gefeiert. In der Folge stießen Solo-Instrumente zum Orchester, die nicht dem Bereich der Zupfmusik entstammen. So untermalte der Klang eines Cellos (Ann-Kathrin Schmitz) in Fujikakes „Angel Chorus“ engelhafte, süße Melodien und schwelgte gemeinsam mit einer Querflöte (Barbara Kortmann) in „Kleine Erinnerung II“ von Sakai in Kindheitserlebnissen des Komponisten. Mit „Sakura Sakura – Lied der Kirschblüte“ in der Bearbeitung von Kuniko Sakai erlebte das Publikum einen weiteren Glanzpunkt des Konzertes. Kirschblütenfeste genießen im Leben der japanischen Bevölkerung seit jeher eine überwältigende soziale, literarische und musikalische Bedeutung. Bei dieser Aufführung interpretierte die Sopranistin Barbara Schiebold mit wohlgesetztem Gesang die Betrachtung der Kirschblüte in Begleitung der Solistinnen und des Orchesters. Zum Abschluss des Konzertes spielte das Orchester, verstärkt durch Cello und Querflöte das Werk „Eccentric Waltz“ von Miwa Naito. Beim Vortrag dieses Walzers gelang es den Akteuren deutlich, den Kontrast des ruhigen Mittelteiles, der ein Traumbild einer himmlischen Szenerie darstellte, zu dem einrahmenden Anfangs- und Schlussteil herauszuarbeiten, die beide immer wieder aus dem üblichen Walzerrhythmus herauszuspringen schienen. Der Dirigentin Marijke Wiesenekker war es bei diesem Konzert wieder hervorragend gelungen, den Charakter der Orchesterwerke herauszuarbeiten und gemeinsam mit den Solisten darzustellen. Die zahlreichen Zuhörer spendeten anhaltend Applaus und entließen die Akteure erst nach einer Zugabe – „Ru Ru – Café RuRu“ von (Yuasa/Yoshida, arr. Misaki).